„Einmal Aschenputtel“

Von Frauke Adesyian

(MOZ) Im Märchen bringt das Blut im Schuh Aschenputtel Glück. Es verrät die fiesen Stiefschwestern und führt den Prinzen zur richtigen Braut. Blutige Füße kennen auch die siebenjährige Emma und die zwei Jahre ältere Maria. Aber nicht, weil sie sich in enge Schuhe zwängen, sondern weil sie stundenlang tanzen üben. Fast jeden Tag proben sie so lange, bis ihre Schritte und Sprünge federleicht aussehen.

Emma und Maria sind zwei von 80 jungen Tänzerinnen, die bei dem Projekt „Kinder tanzen für Kinder“ von der Deutschen Oper Berlin mitmachen. In die Gruppe hinein zu kommen, ist gar nicht so leicht. Jedes Jahr bewerben sich viel mehr Kinder, als aufgenommen werden können. Doch jeder, der an der Oper tanzen will, muss schon Ballettunterricht nehmen und bei einem Vortanzen zeigen, was er kann. Emma hat es im Sommer in das Projekt, bei dem nur eine Handvoll Jungs mitmachen, geschafft. Inzwischen war sie eine Maus im Nussknacker und ein Löwe bei Dornröschen. Doch das Kostüm von den Tauben im Aschenputtel mit den weißen Federn im Haar und dem wippenden Schwanz findet sie am schönsten.

In diesem Kostüm steckten einst auch die 14-jährigen Zwillinge Cornelia und Theresa Wolf. Beide haben mit Ballett angefangen, als sie im Kindergarten waren. Inzwischen sind sie so gut, dass sie Hauptrollen tanzen. Jetzt stehen Theresa als Aschenputtel und Cornelia als die böse Stiefschwester auf der Bühne. „Eigentlich mögen wir uns ja, aber es ist auch schön, mal fies zu sein“, findet Cornelia. Kurz vor dem Auftritt sind beide nervös. „Aber wenn man die ersten Schritte macht, tanzt man einfach“, sagt Theresa. Auch die anstrengenden Proben sind dann vergessen.

Dass die Balletttänzer trotz der vielen Proben und Auftritte ganz normale Kinder sind, weiß Rebecca Berger. Die 28-Jährige betreut die kleinen Ballerinas. Vor fast 20 Jahren war sie selbst noch eine tanzende Taube. Heute achtet sie darauf, dass die Tänzer ihre Schule nicht vernachlässigen, ermahnt sie, selbst für ihre Kostüme zu sorgen und passt auf, dass sie vor der Vorstellung noch mal auf Toilette gehen. Aber auch gegenseitig unterstützen sich die Kinder. Sie verabreden sich zu Übernachtungspartys, helfen einander bei Hausaufgaben und sind Freundinnen, die eines gemeinsam haben: die Liebe zum Tanzen.

„Aschenputtel“ ist am Sonntag, 15 Uhr im Frankfurter Kleist Forum zu sehen. Karten zwischen 6 und 14 Euro unter 0335 4010120

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